Mit Fußballeuropameister Thomas Helmer: „Wichtig ist der Respekt untereinander, auf und neben dem Platz.“
Vor Gästen im Alter von acht bis über Achtzig stellte sich am Abend (Dienstag, den 21. November 2023) in der Kulturhalle DormagenFußballeuropameister Thomas Helmer den Fragen des Publikums und von Moderator Wilhelm Deitermann. Gemeinsam mit der CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Anissa Saysay wurde neben vielen Geschichten aus dem Profialltag erörtert, welche Funktionen Sportvereine in unserer Gesellschaft übernehmen. „In einem Verein lernen Kinder Teamgeist, Fairness, Toleranz, soziales Miteinander gewinnen und verlieren“, schilderte Thomas Helmer aus seinen eigenen Erfahrungen. „Da hat sich der Vereinssport, vor allem der Fußball in all den Jahren auch nicht verändert. Besonders wichtig sind Sportvereine für die Integration von Menschen. Das war früher schon so und hat heute sogar noch an Bedeutung gewonnen.“
Für Anissa Saysay stand im Vordergrund, dass eine funktionierende Vereinslandschaft einen wichtigen Standortfaktor darstellt: „Sport ist wichtig zur Identifikation mit seiner Stadt, seinem Stadtteil, seinem Verein und seiner Sportart. Sportvereine versprechen eine hohe Lebensqualität, Gemeinschaft, ein soziales Miteinander und gemeinsame Erlebnisse. Wir hier in Dormagen können uns glücklich schätzen, über 60 Sportvereine und über 19.000 Mitglieder zu haben, die all diese Dinge mitbringen.“
Einig waren sich Thomas Helmer und Anissa Saysay, dass ohne die vielen ehrenamtlichen Stunden die Organisation von Training, Spielen und Turnieren nicht möglich wäre. „Wir dürfen die vielen Menschen nicht vergessen, die für uns Sportler die alltäglichen Dinge erledigen“, betonte Helmer. „Die Busfahrer, Zeugwarte, den Greenkeeper. Ohne die Unterstützung dieser Leute konnten auch wir als Profis nicht auf den Platz. Im Amateurbereich sind diese Unterstützer noch wichtiger, um einen Verein am Laufen zu halten.“ Anissa Saysayberichtete von besonderem Einsatz der Dormagener Säbelfechter, die über Videokonferenzen auch bei ihren Töchtern das Training über Videokonferenzen aufrechterhalten konnten. „In dieser Zeit wurde besonders deutlich, mit wieviel Engagement und Lust die Trainerinnen und Trainer ihre Schützlinge durchweg motiviert und im Training gehalten haben. Diesen Einsatz dürfen wir nicht als selbstverständlich ansehen. Aufgabe der Politik ist daher, den Wert von Sportvereinen langfristig anzuerkennen und mit allem was uns zur Verfügung steht zielgerichtet zu fördern.“
Als besonders wichtig sieht Thomas Helmer den Spaß beim Training und im Spiel. Er warnte davor, im Fußball nicht alles unter einem wissenschaftlichen Aspekt zu betrachten. Anlass für seiner Anmerkungen sind neue Traningsformen für Kinder und Jugendliche, mit denen der deutsche Fußball wieder konkurrenzfähiger werden soll: „Ich halte das nicht grundsätzlich für falsch. Mir ist allerdings wichtig, dass hier nicht zu verkopft gedacht wird. Wenn ein vier gegen vier den Kindern besonders viel Spaß macht muss ich es ja nicht zwanghaft nach zwanzig Minuten beenden, nur weil neueste wissenschaftliche Daten dies als optimale Zeit vorgeben. Lasst uns den Trainerinnen und Trainern auf dem Platz mehr vertrauen und mehr Spielraum geben. Die wissen zumeist sehr gut, was den Kindern gerade am meisten Spaß macht und wie Fortschritte erzielt werden können.“
In Bezug auf die Krise der Nationalmannschaft war sein Urteil kurz und eindeutig: „Wir haben sehr gute Einzelspieler, ohne Frage. Wir haben aber keine funktionierende Abwehr. Mir fehlt insgesamt der Wille, Spiele gewinnen zu wollen. Mindestens dreißig Prozent sind immer Kopfsache. Ich bin trotzdem zuversichtlich. Wenn der Zuschauer merkt, dass die Spieler wieder kämpfen und alles reinwerfen, wird die Stimmung wieder steigen und dann werden wir auch wieder bessere Ergebnisse erzielen.“
Nach etwa zwei Stunden Talk und Fragen aus dem Publikum gab Thomas Helmer noch preis, dass Rudi Völler und Toni Polster zwei der Stürmer waren, gegen die Verteidigen eine sehr große Herausforderung war. Einer der besten Spieler, mit dem er je zusammengespielt hatte, war Lothar Matthäus, „mit 150 Länderspielen! Der war von der Physis ein Tier!“. Er verriet zudem, dass er für ein paar Stunden Spieler des 1. FC Köln war, was die Borussia aus Dortmund dann doch nicht zuließ und ihn erneut verpflichtete.
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