Pressemitteilung zum ersten Business-Talk des CDU-Stadtverbandes Dormagen

09.09.2024

Fachkräftemangel: Podiumsdiskussion in Dormagen zeigt Wege aus der Krise auf

Fachkräftemangel: Podiumsdiskussion in Dormagen zeigt Wege aus der Krise auf

Der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Herausforderungen für Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, im Rhein-Kreis Neuss und insbesondere in der Stadt Dormagen. Auf dem ersten Business-Talk des CDU-Stadtverbandes Dormagen diskutierten der Staatssekretär des NRW-Arbeitsministeriums Matthias Heidmeier, die Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Anissa Saysay sowie der Dormagener Unternehmer Guido Schor, wie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam Lösungen finden können.

Staatssekretär Heidmeier: „Das Handwerk und technische Berufe insgesamt haben goldenen Boden“ und Inklusion als Chance
Staatssekretär Matthias Heidmeier betonte in seinem Impulsvortrag die Bedeutung der dualen Ausbildung. „Wir müssen die duale Ausbildung mit der akademischen Bildung als absolut gleichwertig betrachten und mit unserer Fachkräfteförderung erreichen wir das auch“, betonte Heidmeier. „Die duale Ausbildung ist eine tolle Basis für ein gutes Leben. Sie bietet nicht nur sichere, sondern auch erfüllende Karrierewege.“ Heidmeier zeigte auf, dass bereits viele Maßnahmen erfolgreich umgesetzt wurden, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. „Junge Menschen verdienen die besten Bildungschancen. Mit unserem Programm kein Abschluss ohne Anschluss zum Beispiel zeigen wir immer besser die vielen Wege auf, die junge Menschen nach der Schule gehen können.“ Heidmeier hob hervor, dass die Fachkräfteoffensive NRW auch in kleineren Städten wie Dormagen zu positiven Veränderungen führen soll. „Wir fokussieren uns nicht nur auf die Metropolregionen, sondern arbeiten intensiv daran, in ländlicheren Regionen zu stärken.“

Zudem wies Heidmeier auf ein oft vernachlässigtes Potenzial hin: die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. „Wir müssen Menschen mit Behinderung als Fachkräfte am ersten Arbeitsmarkt verstärkt in den Blick nehmen. Sie sind häufig hervorragend ausgebildet und bringen wertvolle Kompetenzen mit. Ihre Integration ist nicht nur eine soziale Verpflichtung, sondern auch eine wirtschaftliche Chance für unsere Unternehmen. Wir müssen alle Potenziale nutzen, um den Fachkräftemangel zu überwinden.“

Anissa Saysay: „Wir brauchen mehr Offenheit gegenüber internationalen Fachkräften“ und Lob für die Fachkräfteoffensive
Anissa Saysay, Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Dormagen, sprach sich nicht nur für mehr Offenheit gegenüber Fachkräften aus dem Ausland aus, sondern bestärkte Staatssekretär Heidmeier in seiner Arbeit für die Fachkräfteoffensive. „Die Fachkräfteoffensive der Landesregierung zeigt, dass wir den Fachkräftemangel in NRW ganzheitlich angehen müssen und es auch tun. Es wurden bereits viele Initiativen auf den Weg gebracht, die langfristig Früchte tragen werden“, erklärte Saysay.

Besonders die Pläne, die zur Gewinnung internationaler Fachkräfte in NRW umgesetzt werden sollen, begrüßte Saysay als wichtigen Schritt. „Diese Initiative soll gerade kleinen und mittleren Unternehmen helfen, bürokratische Hürden zu überwinden und Fachkräfte aus dem Ausland erfolgreich in die Betriebe zu integrieren. Es ist eine umfassende Lösung, die die Komplexität der Herausforderungen ernst nimmt“, so Saysay.

Sie erinnerte zusätzlich an eine Zeit, in der Deutschland mutiger und flexibler agierte: Damals wurden Menschen, die kein Wort Deutsch sprachen, willkommen geheißen und erhielten die Chance, hier Fuß zu fassen. Diese Menschen, darunter auch ihre eigenen Großeltern, erlernten die Sprache direkt im Arbeitsalltag – im Austausch mit Kollegen, Nachbarn und der Gemeinschaft. „Wir sollten diesen Mut wiederfinden und Menschen zutrauen, die deutsche Sprache während der Arbeit zu erlernen, anstatt sie vor Arbeitsbeginn jahrelang in Integrationskursen zu sehen. Eine unterstützende und praxisnahe Herangehensweise ist hier der Schlüssel.“ Doch Deutschland verliert bereits an Attraktivität, vor allem aufgrund der überbordenden Bürokratie. „In vielen Ländern, wie beispielsweise Kanada, wird auf unnötige Hürden verzichtet, was sie für internationale Fachkräfte deutlich attraktiver macht. Wenn wir die besten Talente aus dem Ausland gewinnen wollen, müssen wir dringend unsere Prozesse verschlanken. Sonst riskieren wir, als Wunschland auf der Liste internationaler Fachkräfte weiter nach unten zu rutschen.“

Guido Schor: „Trotz Herausforderungen neue Wege gehen“
Der Dormagener Unternehmer Guido Schor, der im Bereich Sicherheitstechnik tätig ist, berichtete von seinen aktuellen Herausforderungen bei der Suche nach Auszubildenden. „Die Bewerberlage hat sich in den letzten Jahren nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ verschlechtert. Das betrifft sowohl handwerkliche als auch kaufmännische Berufe.“ Trotz dieser Schwierigkeiten ist Schor überzeugt, dass innovative und soziale Ansätze der richtige Weg sind.
„Wir gehen bewusst neue Wege und haben etwa eine Person mit Lernschwäche als Auszubildenden eingestellt – und die Entwicklung ist bemerkenswert. Diese Entscheidung war für uns als Unternehmen nicht nur eine soziale Verpflichtung, sondern hat sich auch fachlich bewährt.“ Für sein Engagement wurde Schor von der städtischen Wirtschaftsförderung ausgezeichnet.
Zum Abschluss forderte Schor mehr Unterstützung und Vernetzung zwischen Unternehmen und Politik: „Wenn wir als Unternehmer innovativ sind und Verantwortung übernehmen, brauchen wir von der Politik die passenden Rahmenbedingungen, um diese Ansätze weiter zu fördern.“

Eine besonderer Überraschungsgast an diesem Abend war Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D., die sich zu Wort meldete und leidenschaftlich für mehr Mut plädierte. Sie traue den Deutschen zu, mehr zu „zupacken“ und betonte, dass wir in dieser Herausforderung gemeinsam stark sein können. Dafür gab es tobenden Applaus aus dem Publikum. Auch Kreisdirektor Dirk Brügge erläuterte die neuesten und aktuellsten Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung im Rhein-Kreis Neuss, bei denen besonders die Qualifizierung und Weiterbildung in Schulen im Fokus stehen.

Fazit der Podiumsdiskussion
Die Diskussion machte deutlich, dass der Fachkräftemangel in NRW nur durch ein gemeinsames Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Bildung bewältigt werden kann. Staatssekretär Matthias Heidmeier, CDU-Stadtverbandsvorsitzende Anissa Saysay und Unternehmer Guido Schor betonten gleichermaßen, dass innovative und pragmatische Ansätze auf regionaler Ebene den Unterschied machen können – sei es durch stärkere Förderung der dualen Ausbildung, Offenheit gegenüber internationalen Fachkräften oder soziales Engagement in der betrieblichen Ausbildung.